Coronahilfen: Mendener Wirtschaftsförderer ist enttäuscht
Seit November angekündigt, ist nicht mal die Hälfte der Gelder ausgezahlt. Für viele Kleinunternehmer droht der Existenzverlust, doch der Aufschrei hält sich in Grenzen.
Als „Bazooka“ wurden die Wirtschaftshilfen von der Bundesregierung angekündigt. „Die Realität für kleine und Kleinstbetriebe ist erschreckend und macht mich fassungslos“, so Tim Behrendt, Geschäftsführer der Mendener Wirtschaftsförderung. „Seit November wurde viel Hilfe für Gewerbetreibende versprochen, die vom Lockdown betroffen sind, doch die Gelder kommen bislang nicht an. Laut meinen Informationen, die ich von mehreren Steuerberatern aus der Stadt habe, haben bislang nur etwa ein Drittel ihrer Klienten die dringend nötigen Hilfszahlungen erhalten. Und wir reden von der Novemberhilfe. Auch ein Gespräch mit der SIHK bestätigt dieses Bild“, so Behrendt. Noch schlimmer: Die meisten Zahlungen seien bis dato lediglich Abschlagzahlungen und Teilbeträge. „Der Rest der Kleinunternehmer und Selbstständigen hat im besten Falle Zuwendungsbescheide erhalten. Da frage ich mich schon, wie man mit denen seine Rechnungen begleichen soll?“, fügt Behrendt hinzu.
„Bürokratie, Intransparenz, Softwarefehler und ein ständiges Hin und Her, anstatt fast ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie eine funktionierende Lösung parat zu haben“, kritisiert Behrendt. „Wir als Wirtschaftsförderung werden vor Ort nahezu täglich mit Fragestellungen rund um die Corona-Hilfen konfrontiert. Ich sage Ihnen ehrlich: wir können da beinahe nur noch resignieren! Nicht nur, dass sich die Kriterien und das Kleingedruckte ständig ändern, es gibt auch jedes Mal neue Grundlagen, die betrachtet werden. Dazu kommt die Notwendigkeit einen Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer mit der Beantragung zu beauftragen, also weitere Kosten zu erzeugen, das passt hinten und vorne nicht,“ gibt der Wirtschaftsförderer an.
Behrendt möchte nicht die Corona-Schutzmaßnahmen selbst infrage stellen, prangert aber vollmundig versprochene Hilfen an, die in den Städten vor Ort bei den Kleinbetrieben nicht ankommen. „Da muss man sich schon fragen, wo der Aufschrei bleibt? Wir reden hier nicht von Konzernen, sondern von den kleinen Unternehmen, vor allem Einzelhändler*innen, Gastronom*innen und Selbstständige, die das lebenswerte Bild unserer Städte prägen!“
Behrendt fordert mehr Geschwindigkeit bei allem, was mit der Auszahlung der Hilfsgelder zu tun hat, vor allem in Sachen Digitalisierung. „Wenn die Firmen, die heute von den Hilfsgeldern abhängig sind, vor der Pandemie so gearbeitet hätten, wie die Behörden, die für die Corona-Hilfen zuständig sind, wären sie schon vorher pleite gewesen – jetzt sind es viele vielleicht hinterher. Diese Bazooka schießt mit Platzpatronen“, lautet Behrendt’s abschließendes Urteil. Immerhin: Die NRW Landesregierung kündigte inzwischen die Auszahlung der Novemberhilfen und Behebung von Softwarefehlern für Mitte Februar an.
